Merkmale von Hochbegabung – 8 b: Extra-Introvert-Spezialmix und wie man ihn findet…

Ich hatte Euch im letzten Post gefragt, was für Euch der goldene Schnitt ist im Verhältnis von Innenwelt und Außenwelt.  Manchmal ist es allerdings schwer, darauf eine Antwort zu finden. Durch das Label “introvertiert” wird die Sache nicht einfacher, aber man kann besser drüber reden und denken.
Mir zumindest ging es so. Jahrelang dachte ich, dass ich ein großes Bedürfnis nach vielen unterschiedlichen sozialen Kontakten hätte, dass es für mich gut und wichtig sei, mehrere Abende in der Woche Termine zu haben, bei einigen Vereinen und Organisationen mitzuarbeiten, regelmäßig was Kulturelles zu unternehmen. Aber dieses Bild stammte aus meiner Studentenzeit. Neben den paar Vorlesungen in der Woche konnte ich viel Zeit mit anderen verbringen, weil ich immer noch genug Zeit über hielt, die ich allein mit mir selbst, grübelnd oder kreativ arbeitend verbringen konnte.

Als ich 33 war sah die Sache auf einmal ganz anders aus. Ich erwartete meine dritte Tochter, hatte eine interessante aber herausfordernde Stelle bei einem Forschungsinstitut in Utrecht, die mit langen Reisezeiten verbunden war, und nebenher war ich noch im Vorstand zweier Vereine. Ich verstand nicht, warum ich nicht so zufrieden war, wie ich sein sollte.

Erst als ich wegen Komplikationen in der Schwangerschaft ein paar Monate zum Nichttun verdammt wurde fing ich – langsam – an zu begreifen. Ich tat was ich Jahre nicht mehr getan hatte: nichts. 
Und nach ein paar Wochen fing etwas in mir zu sprießen. Meine kreative Energie kam ins Knistern und Sprudeln. Und dann kamen die Gedanken. Meine Gedanken. Die sich Jahre dicht hinter der Hirnoberfläche aufgestaut hatten, aber nicht die Zeit gedacht zu werden.

Seit dieser Zeit achte ich darauf Gedankenstau zu vermeiden. Das Verhältnis von Außenwelt und Innenwelt so einzurichten, dass ich die Erfahrungen, die ich mache, verarbeiten kann, und zwar so weit wie möglich zeitgleich.
Hätte ich vor dieser Erfahrung geschätzt, welches Verhältnis von Innen- und Außenwelt für mich ideal wäre, hätte ich wahrscheinlich 50:50 gesagt. Aber inzwischen denke ich eher, dass es irgendwas zwischen 1:10 und 1: 100 ist.

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