Zeitung trifft Bauch

Bildausschnitt CollageKreative Einladung

Ich liebe es, Bücher oder die Zeitung zu übermalen. Für mich ist das eine der effektivsten Kreativitätstechniken und Befreiungstools. Vor allem, wenn der Untergrund hässlich ist. Prima funktionieren auch Reklameflyer oder Müslischachteln. Denn wenn ich auf hässlichem Untergrund male, habe ich keine Angst: Alles, was ich  mache, kann nur besser sei, als der Status Quo.

Außerdem nehme ich mir vor, die Seite anschließend wegzuwerfen. Einerseits, wei ich beim besten Willen nicht all mein Gekritzel aufheben kann. Vor allem aber, weil ich so verhindere, dass sich beim Kritzeln plötzlich Ansprüche entwickeln. Wenn beim Kritzeln nämlich etwas entsteht, das mir gefällt, bekomme ich nämlich oft Angst, dieses Schöne zu zerstören. Wenn ich weiß, dass das, was ich mache, am Ende doch im Mülleimer landet, verschwindet diese Angst.  (Wie wichtig es sein kann, ohne Ziel und ohne ästhetische Ansprüche zu arbeiten, habe ich in meiner Ode an den kreativen Kuhfladen beschrieben. ) Und mir fällt gerade ein, dass Eric Maisel hierzu auch Wunderbares geschrieben hat, das muss ich demnächst mal rauskramen.Bildausschnitt Urwald

Aber zurück zur Zeitung: Noch ein Grund, warum ich gerne auf Zeitung oder Flyern male ist,  dass die Worte und Bilder auf dem Untergrund mein Unterbewusstsein zu Assoziationen verlocken. Wenn ich anfange, denke ich oft, eine besonders langweilige Zeitungsseite erwischt zu haben (dieses mal sogar eine besonders gruselige, denn unten stand, wie ich erst beim Arbeiten entdeckte, ein Artikel über die NSU). Aber wenn ich dann loslege, tauchen auf einer scheinbar uninteressanten Seite dann oft ganz wunderbare Worte auf. Vielleicht hatte mein Unterbewusstes sie schon beim Auswählen der Seite entdeckt? Und deshalb bei dieser Seite laut “Hier” gerufen, weil das Thema gerade passte?

Wie auch immer – es macht Spaß und macht locker.

Wenn du es noch nie probiert hast, so könntest du vorgehen:

Bild einer übermalten Zeitung

Erst eine willkürliche Seite der Zeitung mit weißer Farbe übermalen. Dabei Wörter und Bilder, die dich anlächeln, freilassen.

Collage mit Zeitungspapier und Stückchen Flyer

Dann aus einem Reklameflyer (hier H&M, den ich leider immer vergesse abzubestellen), bunte Stücken reißen und ohne lange nachzudenken auf der Seite aufkleben.

Mit Kreide kritzeln

Dann mit Kreide oder anderen Farben drauflos kritzeln.

Mit Tusche bemalte Zeitungsseite

Jetzt kann es richtig loslegen. Auf diesem präparierten Untergrund kannst du mit schwarzer Farbe oder Tusche deinem Pinsel freien Lauf lassen und wild drauflos schreiben oder malen. Ich finde es immer wieder bezaubernd, wie dabei genau die Themen hervorkommen, die gerade wichtig sind. Vor allem Blockaden im kreativen Prozess thematisieren sich hierbei gerne.

Bei mir war es (mal wieder), dass ich mir mehr Raum zum Spielen und  Entdecken geben will. Ein Thema, das immer wieder auftauscht, wenn ich, wie zur Zeit, an einem dickeren Buch arbeite. Ich habe dann die Neigung, zu viel zu planen und dem kreativen Prozess damit die Luft abzudrücken. Und voila: Kaum hatte ich mir das bewusst gemacht, fing alles wieder zu fließen an.  Wow, flow.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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